Alleinreisen als Frau

Alleinreisen als Frau

Wie die meisten Menschen habe ich meine Urlaube immer gemeinsam mit anderen verbracht. Sommerurlaub mit dem Partner, Strandurlaub mit der besten Freundin, Wintersport in der Gruppe.

 

Aber ganz allein ins Unbekannte? Also weder jemanden besuchen, der woanders lebt, noch irgendein Single-Urlaub in einem Clubhotel. Allein ins Blaue zu verreisen war für mich bis zu diesem Jahr undenkbar - obwohl es mich irgendwie schon immer gerufen hat.


Ich gehöre nicht zu den toughen Menschen, die mal eben ins Flugzeug steigen und allein ans andere Ende der Welt fliegen. Ich mag Gesellschaft und eine gewisse Sicherheit und idealerweise im Flugzeug beim Start einen vertrauten Arm zum Festhalten.

 

 

Ich musste mich also langsam rantasten. Die Komfortzone ausdehnen, anstatt sie gleich zu verlassen.

 

Im April buchte ich im Anschluss eines Besuches bei Freunden ein Angebot in einem Wellnesshotel am Chiemsee. 2 Nächte im Einzelzimmer mit leckerem Essen, Sauna und Therme.

Ich erinnere mich, wie ich an meinem Tisch im Restaurant am Fenster saß, den Ausblick auf den See und mein Schnitzel genoss und mich wie eine Königin fühlte. Geht doch, dachte ich - fühlt sich richtig gut an!


In meiner Ecke im Restaurant saßen mehrere allein reisende Frauen, die wohl alle das Wellness-Angebot gebucht hatten. Manche lasen, blickten zwischendurch auf den See, zwischendurch lächelten wir uns an - aber jede blieb für sich.

Am nächsten Morgen fühlte ich mich so gut, dass ich das gleiche Angebot nochmal obendrauf buchte. Tagsüber erkundete ich den Chiemsee, fotografierte oder gönnte mir Sauna und Wellness, abends genoss ich ruhige Momente ganz im Frieden mit mir selbst. Eine schöne Erfahrung!

 

 

Darf es ein bisschen Meer sein?

 

Nach einem weiteren Urlaub mit einer Freundin standen im Oktober zwei freie Wochen an. Ich hatte anstrengende Monate hinter mir und Sehnsucht nach Meer und Strand und einem klaren Kopf.

 

Spontan entschied ich mich für Usedom...

 

...bekannt für seine tollen Strände und weit genug weg von allem, was mich in der letzten Zeit zu Hause gestresst hatte. Ich packte meine Sachen in meinen kleinen roten Fiat 500, den ich liebe und der mir immer ein Gefühl von zu Hause gibt, egal wo ich bin. Wieder kombinierte ich die Reise mit einem Besuch bei lieben Freunden, diesmal in Berlin.

Am nächsten Morgen fuhr ich weiter Richtung Meer. Ich genoss die Lebendigkeit, die ich beim Reisen empfinde und die Musik beim Autofahren…. manchmal wurde ich aber auch sehr nachdenklich.

Irgendwie brauchte ich beides:

 

Abenteuer und Sicherheit.

Kreativität und Struktur. 

Freiheit und Nähe.

 

… kein entweder oder, sondern ein sowohl als auch!

Ich hatte von allein reisenden Frauen gelesen und das hatte mich inspiriert. Allerdings präsentiert uns die Instagram - Welt uns immer nur die halbe Wahrheit. Glückliche Menschen auf Reisen, frei von Problemen, jeden Tag Abenteuer. Nur Licht kein Schatten, zumindest nach außen hin.

Ich fluchte, als ich die Brücke nach Usedom passiert hatte und Google Maps auf einmal nicht mehr funktionierte. Allein irgendwo im Nirgendwo ohne Internetanschluss! Beim Alleinreisen ist man halt komplett alleinverantwortlich. Ich fragte mich also durch, bis ich endlich am frühen Abend in Heringsdorf ankam und schnurstracks zum Meer lief.

 

Ich atmete auf! Kaum bin ich am Meer, ist die Welt wieder in Ordnung. Wer kennt das?

Kurz darauf checkte ich in meinem Hotel ein, gleichzeitig mit zahlreichen rüstigen Rentnern, die gerade mit einem Bus angereist waren. Hätte ich doch besser den Cluburlaub im Süden gewählt? Aber mein Zimmer war wirklich hübsch, blau-weiß in maritimen Stil eingerichtet. Ich genoss ein leckeres Abendessen und schlief früh tief und fest ein.

 

 

Butter bei die Fische!

 

Die nächsten Tage verbringe ich die meiste Zeit am Strand. Ich fotografiere, filme, höre Hörbücher und lese. Es tut mir gut, mal aus allem raus zu sein. Mein Kopf wird frei am Meer.

 

Allerdings fühlt sich eine Woche ganz allein an einem fremden Ort auch ungewohnt an.

 

Da ich eigentlich ein sehr geselliger Mensch bin, telefoniere ich oft mit Freunden und schreibe auf whatsapp. Abends bastele ich Videos für meinen Youtube-Kanal und arbeite an einem neuen Buchprojekt.

 

Nach drei Tagen ziehe ich in ein anderes Hotel, dort habe ich einen Balkon mit Meerblick.

Dort sitze ich nach meinen Ausflügen an den Strand, trinke Radler und esse Fischbrötchen, dann geht es in die Sauna. Reiseblogger zu sein ist eine tolle Idee, denke ich.

 

 

 

Allein und doch verbunden

 

An einem Tag ist etwas Interessantes passiert. Ich habe mir im Hotel ein Fahrrad geliehen und bin einfach losgefahren.Ohne die Landesgrenze bemerkt zu haben, war ich auf einmal in Polen.

 

Alles sah ein bisschen fremd aus und mich beschlich ein komisches Gefühl. Auch wenn ich mir eigentlich die Stadt anschauen wollte, fühlte ich mich auf einmal ziemlich verloren und drehte um. Mein Handy blinkte.

Auf der deutschen Seite setzte ich mich mit einem Tee an den Strand in ein Café und las die Nachricht. Ein Leser aus der Schweiz schrieb mir zu einem Artikel auf meinem Blog, den ich vor vielen Jahren veröffentlicht hatte (klick hier zum Artikel).

 

Er nannte die Affirmation daraus: „Ich bin bei mir“. Sofort musste ich lächeln, weil mich das Universum in diesem Moment an etwas erinnert hatte.

 

Etwas, was ich tief in mir wusste, aber in manchen Momenten wie jeder von uns üben darf - zB. dann, wenn ich wie bei dieser Reise meine Komfortzone ausdehne. Wir schrieben ein wenig hin und her und in mir machte sich wieder ein wohliges Gefühl breit.

 

In Wahrheit sind wir nie allein…. Und wenn wir uns doch einmal so fühlen, schickt das Leben uns Zeichen, die uns daran erinnern!

 

 

 

Echter Kontakt

 

Wenn man allein reist, kann man viel mehr beobachten. Allein im Restaurant oder Café zu sitzen und Menschen zu beobachten ist eine interessante Beschäftigung.

 

Mir fallen oft Paare auf, die sich anscheinend nicht wirklich etwas zu sagen haben. Nicht, dass man sich ständig unterhalten müsste, man kann auch harmonisch verbunden sein und gemeinsam schweigen. Aber manche scheinen einfach nicht mehr lebendig zusammen zu sein - schauen aneinander vorbei, spielen ständig mit ihrem Handy. Hauptsache, nicht allein sein.

Man kann auch zusammen sein und trotzdem allein, denke ich.

 

Auf dieser Reise mache ich mir viele Gedanken über die Frage, was echten Kontakt ausmacht.

 

Den anderen wirklich zu sehen und sich gleichermaßen gesehen zu fühlen. Sich auszutauschen über das, was uns im Herzen bewegt. Ehrlich zu kommizieren. Sich gegenseitig zu ermutigen und füreinander da sein. Sich lebendig zu fühlen und zusammen zu lachen. Schönes miteinander zu unternehmen und zu erleben.

 

Das macht echten Kontakt aus und gilt eigentlich für alle Arten von Beziehungen und Freundschaften. Das Leben ist zu kurz für alles andere!

 

 

Fazit

Die besten Fischbrötchen in Heringsdorf
Die besten Fischbrötchen in Heringsdorf

Eine Woche allein am Meer zu verbringen und sich dem Alleinsein zu stellen war eine interessante Erfahrung. Allerdings reichte es mir dann auch und ich freute mich riesig auf zu Hause, gemeinsame Essen und Treffen mit Freunden.

Wir Menschen sind halt soziale Wesen!

 

Aber es ist definitiv auch ein schönes Gefühl, Neues zu wagen und unsere Zeit bietet uns diese Möglichkeiten.
 

Wir können reisen und neue Menschen kennenlernen. Dank WhatsApp, Smartphones und Google Maps können wir aber auch jederzeit von überall aus mit vertrauten Menschen in Kontakt treten und uns orientieren. Oder wir reisen gleich zusammen mit dem/den Lieblingsmenschen.

 

Lasst uns den inneren und äußeren Horizont erweitern und gespannt sein, was passiert. Was meinst du?

 

CARPE DIEM!

 

 

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Katja (Donnerstag, 12 Oktober 2023 20:37)

    "Den anderen wirklich zu sehen und sich gleichermaßen gesehen zu fühlen. Sich auszutauschen über das, was uns im Herzen bewegt. Ehrlich zu kommizieren. Sich gegenseitig zu ermutigen und füreinander da sein. Sich lebendig zu fühlen und zusammen zu lachen. Schönes miteinander zu unternehmen und zu erleben."
    Das hast du so schön zusammengefasst. Kurz und klar.
    Genau so ist es.
    Ganz liebe Grüße von mir,
    Katja (aus der Primärtherapie)

  • #2

    Carla (Freitag, 13 Oktober 2023 10:05)

    Liebe Katja, vielen Dank, wie schön, von dir zu lesen! Lang ist es her � gern erinnere ich mich an unsere Reise! Ich hoffe, es geht dir gut - ganz liebe Grüße!